Management & Krankenhaus 6/2003: Neue Chancen durch Kooperationen mit Kassen richtig nutzen
In innovativen Modellen der integrierten Versorgung wird der Vertragswettbewerb geübt.
Kooperation statt Konfrontation ist gefragt. Doch es gilt, drohende Stolpersteine zu
erkennen und auszuräumen, um eine faire und stabile Chancen-Risiko-Partnerschaft zwischen
Leistungserbringern und Kassen zu etablieren.
Um die endgültigen Formulierungen der Gesundheitsreform wird noch gerungen, doch stehen
wesentliche Grundpfeiler bereits fest. Neue Chancen bieten sich demnach für solche
Akteure, welche bereit sind, die Wagenburgen ihrer Spitzenverbände zu verlassen, und
welche einsehen, dass uns einzig ein kooperativer anstatt eines konfrontativen Ansatzes
weiter bringt. Konkret werden sich innovative Kassen schnell um neue Modelle der
integrierten Versorgung bemühen. Hierin sehen die Kassen das ideale Testfeld, um
notwendige Lernschritte in Hinblick auf einen zukünftigen Vertragswettbewerb zu
vollziehen. Es gibt Hinweise, dass die Kassen aus der "Zangengeburt" DMP gelernt
haben und kooperativer auf die Leistungserbringer zugehen werden.
Eine tragende Rolle in den integrierten Versorgungsmodellen der nahen Zukunft werden -
anders als bei DMP - die Kliniken spielen. Als weitere Partner kommen aus Kassensicht z.
B. ausgewählte niedergelassene Ärzte und Therapeuten, Gesundheitszentren, Heil- und
Hilfsmittellieferanten und sogar Innovatoren der Industrie in Frage. Für die
Leistungserbringer ergibt sich hiermit die große Chance, sich für einen
Qualitätswettbewerb frühzeitig zu stärken. Nicht zu unterschätzen sind dabei drohende
Stolpersteine. Zunächst gilt es für die Leistungserbringer, sektorale und
wettbewerbliche Animositäten auszuräumen und sich in einem gemeinsamen Modell zu
engagieren. Zentrale Themen werden die Definition der Leistungen, das Entwickeln von
Qualitätsindikatoren und Anreizmodellen sowie die Aufteilung von Vergütungen sein. Bei
diesen Themen können und möchten die Kostenträger verständlicherweise ein Wörtchen
mitreden.
Bislang wurden die Leistungen im ambulanten Bereich über Kollektivverträge vergütet;
somit bestand für die Erbringer der Leistungen keine Notwendigkeit, sich einzeln intensiv
mit den Kassen über Fragen des Controllings (begriffen als Steuerung) auseinander zu
setzen. Die komplexe Steuerungsmechanik der integrierten Versorgung zu beherrschen,
dürfte auch einem versierten Klinikmanager schwer fallen. An dieser Stelle ist Vorsicht
geboten. Das Kooperationsmodell droht durch den Kompetenzvorsprung einer Seite instabil zu
werden. Leicht unterschätzen die Leistungserbringer die Professionalität der Kassen, die
sich jahrelang in Leistungs-, Qualitäts- und Kostencontrolling geübt haben. Wer die
Steuerungskompetenz frühzeitig und unnötig aus der Hand gibt, wird sich nach wenigen
Abrechnungszyklen eine eigene fundierte Datengrundlage wünschen, um die eigenen
Interessen im integrierten Versorgungsmodell wirkungsvoll vertreten zu können.
Langfristig kann das kooperative Modell nur stabil sein, wenn das Leistungs-, Qualitäts-
und Kostencontrolling der integrierten Versorgung von einem neutralen Dritten evaluiert
oder besser noch durchgeführt wird. Nur so kann die zur Steuerung notwendige Transparenz
für jeden einzelnen Partner gewährleistet werden. Auch erleichtert dieser neutrale
Dritte den ständig wiederkehrenden Zielvereinbarungsprozess im Controlling-Regelkreis
durch professionelle Moderation und Methoden des Projekt- und Konfliktmanagements.
Innovative integrierte Versorgungsformen werden neuartige Frage- und Problemstellungen
aufwerfen. Durch den neutralen Dritten kann und muss gewährleistet werden, dass ein
konstruktives Lernklima für die gemeinsame partnerschaftliche Steuerung geschaffen wird.
Andernfalls wird das kooperative Modell durch Störung des Gleichgewichts zwischen
Leistungserbringern und Kassen gefährdet. Zudem lässt sich Verwerfungen und Misstrauen
unter den verschiedenen Leistungserbringen selbst durch externe Moderation wirksam
vorbeugen.
Durch den ausgleichenden neutralen Dritten entsteht eine enorme Chance: Die Etablierung
einer fairen und stabilen, an Qualitäts- und Leistungszielen orientierten
Chancen-Risiko-Partnerschaft zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern, die ihre
Wahrnehmung dafür schärfen, dass sie sich in einem System von wechselseitigen
Abhängigkeiten bewegen. Die Chancen-Risiko-Partnerschaft hat noch eine tiefere Bedeutung:
Durch die Aufgabe von unfruchtbaren Stellungskriegen dient sie als dringend benötigte
sinnstiftende Vision für ein zukünftiges Gesundheitswesen.
Nähere Informationen und Workshop-Angebote zum Modell der Chancen-Risiko-Partnerschaft
können angefordert werden bei:
Dr. Achim Jäckel
HMC Healthcare Management Consulting GmbH
Boschstr. 3
D-61239 Ober-Mörlen
Tel. : 06002 9198-13
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